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Bogdal, Klaus-Michael; Kammler, Clemens (Hrsg.):
(K)ein Kanon. 30 Schulklassiker neu gelesen. München: Oldenbourg, 2000 (Oldenbourg Interpretationen 100)

Rezensiert für g-daf-es von Anna T. Macías García, Salamanca
Diese Rezension entstand im Rahmen der Lehrveranstaltung "Einführung in das Wissenschaftliche Arbeiten für GermanistInnen II: Rezensionen schreiben"
Erschienen: April 2004
Empfohlene Zitierweise:

Bogdal, Klaus-Michael; Kammler, Clemens (Hrsg.): (K)ein Kanon. 30 Schulklassiker neu gelesen. München: Oldenbourg, 2000 (Oldenbourg Interpretationen 100). Rezensiert für g-daf-es von Anna T. Macías García, Salamanca (April 2004), in: g-daf-es <http://www.g-daf-es.net/lesen_und_sehen/germanistik/rez_macias.htm>.

Bitte setzen Sie beim Zitieren dieses Beitrags hinter die URL-Angabe in runde Klammern das Datum Ihres letzten Besuchs dieser Online-Adresse.

Die 1958 von Rupert Hirschenauer und Albrecht Weber als "Interpretationen für Schule und Studium" konzipierte Reihe der Oldenbourg Intepretationen beging vor vier Jahren die Veröffentlichung ihres 100. Bandes durch die Publikation des Buches "(K)ein Kanon. 30 Schulklassiker neu gelesen", das von Klaus-Michael Bogdal und Clemens Kammler herausgegeben worden ist. In dem vorliegenden Jubiläumsband wird der Versuch unternommen, eine neue Lektüre jedes Werkes, das zum klassischen Schulkanon gehört, vorzustellen. Dieser Vorschlag greift die neueren didaktischen Entwicklungen der achtziger und neunziger Jahre auf - vor allem die handlungs- und produktionsorentierte Methodik. Die AutorInnen dieses Buches ("Schulpraktiker und Hochschullehrer verschiedener Generationen - von der Lehramtswärterin bis zum Emeritus") haben sich jeweils mit einem eigenen Beitrag beteiligt.

Der vorliegende Jubiläumsband wird von einem Vorwort der beiden Herausgeber eingeleitet, in dem umstrittene Fragen wie der Schulkanon oder der Sinn des Literaturunterrichts heutzutage betrachtet werden. Oldenbourg Interpretationen hat sich auch in diesen Punkten den neuen Tendenzen der Literaturdidaktik angepasst. Der Kanon ist nicht mehr ein "[...] Zwangsinstrument, sondern [ein] aus zahlreichen Anregungen und Vorschlägen unserer Autor/innen und Leser/innen hervorgegangenes Lektüreangebot."

Das Kriterium, das bei der Wahl der vorliegenden "Liste dieser 30 Titel" angewandt wurde, ist nicht mehr das klassische des künstlerischen Wertes: ausgewählt wurden die besonders erfolgreichen Titel dieser Reihe. Dies wird auch von Bogdal und Kammler zugegeben, "soweit man Erfolg an Verkaufszahlen messen kann." Der Begriff von "Literaturunterricht" ist auch in Bezug auf die üblichen Lehrmethoden in Spanien revolutionär, insofern er als eine polemische Diskussion, ein Streit der Meinungen und Schulen in diesem Jubiläumsband verstanden wird.

Die 30 ausgewählten Werke decken den Zeitraum vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart ab, entsprechend der Konzeptionen der Oldenbourg Interpretationen, die sich auf literarische Texte seit dem 18. Jahrhundert konzentrieren. Viele Meisterwerke der deutschen Literatur, die traditionell zum "klassischen Schulkanon" gehörten, sind darin eingeschlossen: "Faust", "Die Leiden des jungen Werthers", "Kabale und Liebe", "Emilia Galotti", usw. Die aktuellsten Bücher, die betrachtet werden, sind "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" (1974) und "Das Parfüm" von Patrick Süskind (1985). Diese Leseliste ist folglich ein klares Beispiel für den schulischen und den germanistischen Kanon in Deutschland. Ohne Zweifel ist der deutsche Kanon nicht derselbe wie der in Spanien. In diesem Jubiläumsband fehlen zum Beispiel "klassische" Lektüren, die in der Deutschen Philologie in Spanien fast eine moralische Verpflichtung sind, z. B. "Der Tod in Venedig". Andere in Deutschland offenbar sehr erfolgreiche Titel (E.T.A. Hoffmanns "Das Fräulein von Scuderi", Ödön von Horváths "Jugend ohne Gott" oder Anderschs "Sansibar oder der letzte Grund"), kommen im spanischen Germanistikstudium überhaupt nicht vor.

Eine "Liste der 30 Titel", die sich aus den erfolgreichsten Werken der Literatur des deutschen Sprachraums seit dem 18. Jahrhundert ergibt, kann aus verständlichen Gründen kein vollständiges Bild aufzeigen. Die vorliegende Liste bietet nicht einmal (und es ist auch nicht ihr Ziel) ein ganzes Spektrum der Literatur der letzten 233 Jahre in Deutschland: vermisst habe ich in diesem Band sowohl Werke der Lyrik als auch DDR-Literatur, und das aktuellste Werk, das darin betrachtet wird, wurde - wie erwähnt - schon 1985 veröffentlicht. Kleine Biographien von allen AutorInnen wären auch sehr sinnvoll gewesen, da die LeserInnen keine Auskunft über sie (abgesehen natürlich von ihren jeweiligen Namen) erhalten. Besonders für jene, die im Ausland leben und sich für Literaturdidaktik interessieren, wäre diese Information nützlich.

Trotzdem ist das vorliegende Buch empfehlenswert sowohl für die Vorbereitung von Referaten und Klausuren als auch für das Schreiben von Hausarbeiten, da in jedem Beitrag neue Lesevorschläge, Intepretationen und interessante Fakten über die jeweiligen Werke vorgestellt werden. Außerdem bietet es auch Hilfe für die Vorbereitung der eigenen Literaturunterrichtspraxis. Und nicht zuletzt werden die LeserInnen durch den Inhalt des Buches zu einer gründlichen Reflexion über den Kanon und den Sinn der Literaturdidaktik sowie auch des heutigen Literaturunterrichts angeregt, an der es speziell in der Auslandsgermanistik gelegentlich mangelt.




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letzte Aktualisierung: 7. Februar 2005
actualizada: 7 de febrero de 2005