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Kleinkunstkalender 2005
Die Autoren des Kleinkunstkalenders 2005 sind Tagträumer, Nachtschwärmer, Alltagsdichter, Schmierpapierbeschreiber und Bettdeckenpoeten aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Manche sind auch nichts von alledem. Unbekümmert teilen sie sich uns mit, völlig ohne Zwang. Sie tingeln durch Universitäten, ritzen ihre Verse in Baumstämme, treten auf Poetry-Slams auf und lesen auf Sommerwiesen aus ihren Notizen vor. Manche tun auch nichts von alledem. Dieser Kalender fängt all das ein bisschen ein. Wir wünschen viel Freude beim Eintauchen in die "Stimmen aus dem Atlantik".

Der Kalender wurde von Mario Willersinn mit freundlicher Genehmigung der Autoren zusammengestellt.

JANUAR



Auf deine Kälte
bin ich vorbereitet.
Kämest du zurück,
hättest du trotz allem
die Mütze des Todes,
Nebel und Dunkel
auf meinem Kopf.

Selnich Vivas

Zum Autor:
Selnich Vivas Hurtado, geboren 1971 in Bogotá, lebt in Freiburg als freier Schriftsteller und promoviert in Germanistik und Romanistik. Sein erster Roman "Para que se prolonguen tus días" wurde in Kolumbien veröffentlicht. Zudem veröffentlichte er Gedichte, Erzählungen und Essays in mehreren Zeitschriften. So sollen fünf seiner auf deutsch verfassten Gedichte dieses Jahr in der Basler Zeitschrift "Entwürfe" publiziert werden. Seine Werke trägt er in der Freiburger Universität und bei Literaturtreffen mit neuen Autoren vor. In seinem neusten Roman "Finales para Aluna" geht es um das Universitätsmilieu in Europa.

Selnich freut sich über Dein Feedback: selnich@latinmail.com

FEBRUAR

Traum im Tanz

Ich drehe mich ums Haar,
Um die Hand auf die Stelle zu legen,
Die sich bewegt,
Aber Wärme mitgibt auf den langen Weg.

Ich fliege hindurch
In den Armen meines Fremden.

Das Herz schwingt
Und ich werfe die Augen ins Gras.

Judith Schifferle

Zur Autorin:
Judith Schifferle, geboren 1978 in der Schweiz, studiert in Basel Germanistik, Kunstgeschichte und Europäische Kulturwissenschaften. Eine literaturwissenschaftliche Publikation, "Zwei Autorinnen schauen fern: Herta Müller und Aglaja Veteranyi im Vergleich", erschien 2003 in der Internet-Zeitschrift "Trans: Das Verbindende der Kulturen" und in der Zeitschrift der Germanisten Rumäniens. Weitere kleinere Artikel erschienen in der "Gezetera" und unter www.gezetera.ch, der online-Ausgabe der StudentInnenzeitung der Uni Basel. Gedichte veröffentlichte sie bisher keine.

Judith freut sich über Dein Feedback: judiths@tiscali.ch

MÄRZ

Neben einem Blumenfeld

Neben einem Blumenfeld
steht ein Mädchen ganz allein
mit einer Lilie in der Hand
wartet sie voll Sehnsucht
bis sie jemand endlich pflückt

Tief im Innern ihrer selbst
schreit ein Mädchen ganz entblößt
mit ihrer Tochter auf dem Arm
wartet sie voll Sehnsucht
bis sie jemand endlich stillt.

Robert Tag

Zum Autor:
Robert Tag, geboren 1979 in München, studiert in Freiburg Germanistik und Geschichte. Er zählt zu denjenigen seiner Zunft, die ihre Werke unaufgefordert am Küchentisch ihren Freunden darbieten und sie auch schon mal in die Holzbänke der Hörsääle ritzen. Was er zu sagen hat teilt er uns mit. Was er nicht zu sagen hat auch. Dabei schaut er auch mal über den Tellerrand oder neben ein Blumenfeld.
Keine Veröffentlichungen.

Robert freut sich über Dein Feedback: tag79@web.de

APRIL

Tandem

Hinter-
ein-
ander-
Aus-
ein-
ander-
Zu-
sammen-
radeln.

Selnich Vivas

Zum Autor:
Selnich Vivas Hurtado, geboren 1971 in Bogotá, lebt in Freiburg als freier Schriftsteller und promoviert in Germanistik und Romanistik. Sein erster Roman "Para que se prolonguen tus días" wurde in Kolumbien veröffentlicht. Zudem veröffentlichte er Gedichte, Erzählungen und Essays in mehreren Zeitschriften. So sollen fünf seiner auf deutsch verfassten Gedichte dieses Jahr in der Basler Zeitschrift "Entwürfe" publiziert werden. Seine Werke trägt er in der Freiburger Universität und bei Literaturtreffen mit neuen Autoren vor. In seinem neusten Roman "Finales para Aluna" geht es um das Universitätsmilieu in Europa.

Selnich freut sich über Dein Feedback: selnich@latinmail.com

MAI

Des Wiesels Verhängnis

Das Wiesel fraß die Grille.
Es war sein fester Wille,
dass endlich wieder Stille.

Das sollte nicht gelingen,
weil nun in ihm ein Schwingen
es selber trieb zu singen.

Jan Koch

Zum Autor:
Jan Koch, geboren 1980 in Tübingen, studiert Germanistik und Anglistik in Freiburg. Seit drei Jahren ist er fester Bestandteil des freiburger Poetry-Slams, welcher jeden Monat im „Café Atlantik“ stattfindet. Er nahm zudem am National Slam 2003 in Darmstadt teil, wo die besten Slamer Deutschlands sich die Ehre geben. Ein weiterer Höhepunkt war eine Lesung in „Omas Küche“, wo er anerkennenden Applaus erntete. In letzter Zeit tritt er auch häufiger mit seiner Gitarre auf und präsentiert seine Stücke in bester Liedermachertradition, so auch u.a. bei der „Vaubar-Poetry“ in der freiburger Studentenwohnheimkneipe oder im "Café Kunze" in Albstadt.

Jan freut sich über Dein Feedback: AmEndeDesRegenbogens@web.de

JUNI

Puzzle

Wie Puzzleteile
in einem Sturm
sind wir

oft prallen
wir zusammen
selten passt etwas

und noch seltener
ergibt sich ein Bild

Sebastian 23

Der Autor über sich selbst:
Im Jahre 1979 wurde ich ohne Kleidung, ohne Geld und völlig nüchtern geboren. Seitdem versuche ich diesen Zustand wieder zu erlangen, aber es will mir nicht gelingen. Ich schreibe Geschichten und Gedichte schon seit ich klein war. Mittlerweile bin ich 1,86 Meter groß und habe keinen Hund. Ich wohne in Bochum, dem staubigen Herzen des Ruhrpotts, wo die Fabrikschlote mit der Arbeitslosenquote um die Wette qualmen. Nebenher bin ich studierter Philosoph und Musiker. Später werde ich Taxi-Fahrer und sterben. Aber geht uns das nicht allen so?

Freue mich jedenfalls über Dein Feedback: AmEndeDesRegenbogens@web.de

JULI

Bess're Zeit

Fernab der Stadt bin ich gegangen,
still singend wie wir früher sangen,
als alle Zeit noch stille stand.
Zu alten Feldern, grünen Wiesen,
auf denen Korn und Blumen sprießen,
hat meine Sehnsucht mich gesandt.

Schon in den jüngsten Kindertagen
hab ich mein Herz hierher getragen,
im Spiel vergessend Raum und Zeit.
Und als die Schlafensstund gekommen,
hab ich den Lockruf nicht vernommen -
ein Sieg kindlicher Tätigkeit.

Ja, aus der Tat bestand das Leben,
das mir Natur und Dorf gegeben,
doch ich verließ das Paradies,
zu leben in den großen Städten,
wo Menschen tun, was sie nicht täten,
wenn man es sie nicht tun hieß.

Doch im Moment gibt es kein Sollen,
alles nur ungestümes Wollen,
denn heute bin ich wieder Kind.
Erinnerung erdrückt das Herze,
ich gehe auf in seinem Schmerze,
in dem ich die Erfüllung find.

Allmächt'ge Seele, dich zu spüren,
dich auf den alten Pfad zu führen,
gelang mir nie so gut wie heut.
Dem sonderbar belebten Geiste
erscheint so sinnentleert das meiste -
oh meine Seele! welche Freud!

Mathias Neumann

Zum Autor:
Mathias Neumann wurde 1978 in Marburg geboren und begann mit ca. 12 Jahren erste Kurzgeschichten und Gedichte zu schreiben, was aber erst mit 14 halbwegs ordentlich gelingen wollte (grandioses Frühwerk: "Der Obdachlose"). Mit 15 dann die folgerichtige Entscheidung: Ein Roman muss geschrieben werden. Erste Ansätze, die sich am Horror-Genre orientierten, wurden wegen Lächerlichkeit schnell wieder aufgegeben. Nach der Lektüre von Helge Schneiders Roman "Zieh dich aus, du alte Hippe!" folgte dann die Idee, diesen Stil zu kopieren. So entstanden über die Jahre die ersten 25 Kapitel des Romans "Axel, der Telefonmörder", der sich stilistisch, Gott sei Dank, doch immer weiter vom Vorbild entfernte. Wegen fehlender Ideen und zunehmender Zweifel am Sinn des Unterfangens dann die Kapitulation mitten im 26. Kapitel nach dem Wort "Aspirin". Zahlreiche Kurzgeschichten dieser Zeit zeugen von der Unfähigkeit, längere Texte zu schreiben ("Das Flugzeug" und "Das Konzert" sind Paradebeispiele der ersten Klasse). Die Versetzung in die Oberstufe brachte dann aber eine schlagartige Verbesserung der lyrischen Qualitäten mit sich. Es entstanden Unmengen von sehr guten Gedichten, die sich hauptsächlich am Unterrichtsstoff orientierten, ohne diesen jedoch wirklich ernsthaft zu thematisieren (Exzellent: "Der Ritter"). Leider sind 95% dieser Werke nicht mehr erhalten. Bis heute schreibt Neumann seine Gedichte größtenteils in den überwiegend als langweilig empfundenen Uni-Seminaren, wobei sich die inhaltliche Thematik sehr stark auf die Bereiche Liebe, Tod und Religion beschränkt, ohne aber andere Themen auszuschließen. Neumann studiert im Hauptfach Deutsche Sprache und Literatur, dazu Medienwissenschaft und Psychologie. Sein Studium plätschert momentan allerdings sehr unspektakulär vor sich hin. Die fehlende Motivation führt zu chronischer Schein-Armut, was mit Studium nicht unter 8 Jahren bestraft wird...

Mathias freut sich über Dein Feedback: Hofpostille@web.de

AUGUST

[Thompsens Anschaulichkeits-Vers]

Auf einem Baum
da saß ein Specht
der Baum war hoch
dem Specht war schlecht.

Anonym

Zu diesem Vers:
Was ist "Slam Poetry"?
Eine Frage, die Thompsen, Moderator des Freiburger Slams im Atlantik, am Anfang der Veranstaltung in den Raum wirft, um sie sogleich selbst zu beantworten. Damit wolle er all denjenigen, die zum ersten Mal einer solcher Veranstaltung beiwohnen erklären, um was es gehe. Nach einer kurzen, theroetischen Abhandlung, die den erhofften Zweck nicht unbedingt erfüllt (zu sehen am teilnahmslos ungläubigen Gesichtszug des Publikums), greift er auf diesen Vers zurück und hat damit alles gesagt. Von wem der Vers stammt ist unklar. Er kusiert zumindest im Atlantik unter den Dichtern. Vielleicht stand er auch mal in einem Lesebuch aus der Schulzeit.

SEPTEMBER

20:00
nanzig zwull zwull


rachnichten
schagestau
giesenkrebiete
iegskropfer
graniffe
nungershot
stalwerben
miklataskraphoke
schwüberemmung
probelneise
bußfall
ringspreiten
horvergase
gnoprose
zottolahlen
fanzigzwuffzehn
uff

Etta Streicher

Die Autorin über sich selbst:
ich:
jhg. 77
arbeite als freischaffender mensch
(schauspiel, poesie, clownerie, moderation)
bin wohnhaftiert derzeit in frankfurt am main
lasse mich gerne in andere städte locken zwecks bühnen unsicher machen
aktuelles programm und cd : "augenlieder-piano&poesie"

Etta freut sich über Dein Feedback: etta(at)etta.streicher.com
und über einen Besuch ihrer Internetseite www.ettastreicher.com

OKTOBER

Die Feststellung

Wer andern eine Bratwurst brät
der hat ein Bratwurstbratgerät

Unbekannt


Unbekannt freut sich über Dein Feedback: Unbekannt@web.de

NOVEMBER

Die Suche

Es sucht die Frau im Schurkenstaat
ihr Kind, das auf die Mine trat.

Der Junge sucht im Müll der Stadt
das Brot, das er so nötig hat.

Es sucht das Mädchen, zitternd schon,
die Vene für die Injektion.

Der Vater sucht, wie jeden Tag,
die Tochter heim, die er so mag.

Der Opa sucht sich einen Strick
und blickt voll Bitterkeit zurück.

So sucht ein jeder, wie er kann,
nach was ihm lieb und teuer war.
Ich schalte meinen Fernseher an
und Deutschland sucht den Superstar.

Jan Koch

Die Suche stammt aus der Gedichtsammlung Eierschalen für Verhungernde - Bittere Gedichte von Jan Koch, die der Autor im Februar 2005 selbst zusammengestellt hat. Sie ist auch nur über ihn zu bekommen.

Zum Autor:
Jan Koch, geboren 1980 in Tübingen, studiert Germanistik und Anglistik in Freiburg. Seit drei Jahren ist er fester Bestandteil des freiburger Poetry-Slams, welcher jeden Monat im „Café Atlantik“ stattfindet. Er nahm zudem am National Slam 2003 in Darmstadt teil, wo die besten Slamer Deutschlands sich die Ehre geben. Ein weiterer Höhepunkt war eine Lesung in „Omas Küche“, wo er anerkennenden Applaus erntete. In letzter Zeit tritt er auch häufiger mit seiner Gitarre auf und präsentiert seine Stücke in bester Liedermachertradition, so auch u.a. bei der „Vaubar-Poetry“ in der freiburger Studentenwohnheimkneipe oder im "Café Kunze" in Albstadt.

Jan freut sich über Dein Feedback: AmEndeDesRegenbogens@web.de

DEZEMBER

dAS eNDE

pLÖTZLICH BEGANN ES WIE VON SELBST ZU REGNEN
WILDFREMDE bLICKE SCHIENEN SICH ZU BEGEGNEN
UM MICH HERUM SCHENKTE MAN SICH zIGARETTEN
ES GLICH IHR eNTZÜNDEN EINEM mEER VON lICHTERKETTEN
MAN BEGANN SICH UNBEKANNTERWEISE ZU KÜSSEN
ES WAR WIE pAPIERBOOTFAHREN AUF REIßENDEN fLÜSSEN
ALLE VERSANKEN IN DEN tANZ DER
hÄNDE
UND AUF DER bÜHNE SANG MAN lIEDER VOM eNDE

mARIO mARQUÉS

Zum Autor:
Mario Marqués aus Freiburg, Jahrgang 1979, Studierender der Romanistik, macht Musik, schreibt und hält Kontakt zu anderen, die musizieren und schreiben. So ist er beim Poetry-Slam im Atlantik und im Substanz aufgetreten, organisiert Vaubar-Poetrys und auch mal einen Liedermacherabend oder ein Küchenkonzert. Seine Werke sprechen von Alltäglichkeiten und Kleinigkeiten. Was zählt ist der Durchschnitt!

Mario freut sich über Dein Feedback: AmEndeDesRegenbogens@web.de




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letzte Aktualisierung: 1. Dezember 2005
actualizada: 1 de diciembre de 2005