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Fußball EM 2004 in Portugal!
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EM-Special - Update
Erschienen: 10.6.2004; aktualisiert 2.7.2004
Empfohlene Zitierweise:

EM-Special - Update (10.6.2004), in: g-daf-es <http://www.g-daf-es.net/lesen_und_sehen/special/em2004_2.htm>.

Bitte setzen Sie beim Zitieren dieses Beitrags hinter die URL-Angabe in runde Klammern das Datum Ihres letzten Besuchs dieser Online-Adresse.

Frühes Aus der deutschen Nationalelf in Portugal, Rudi Völler zurückgetreten - wie geht es weiter?

(Update 2.7.2004)

Deutschland schon nach der Vorrunde der Europameisterschaft ausgeschieden - dass das Desaster der EM 2000 tatsächlich eine Neuauflage erfahren könnte, konnte zwar nicht ausgeschlossen werden (siehe unten, 1. Update), war im Ernst jedoch nicht recht vorstellbar, trotz der peinlichen Niederlagen im Vorfeld des Turniers (wir berichteten). Denn immerhin präsentierte sich in Portugal im wesentlichen der Kader, mit dem 2002 in Japan und Südkorea die Vizeweltmeisterschaft geholt wurde. Dass dieser Kader deutlich unter seinen Möglichkeiten geblieben ist, ist bitter, doch darf das nicht den Blick dafür verstellen, dass sich die Lage des Jahres 2004 trotzdem deutlich von der des Jahres 2000 unterscheidet, das belegt schon das alles in allem gelungene Auftreten der deutschen Elf im ersten Gruppenspiel gegen die Niederlande. Man darf sogar vermuten, dass das Turnier für das deutsche Team entscheidend anders verlaufen wäre, wären schon in diesem Spiel, vor allem aber gegen Lettland, die zum Einzug ins Viertelfinale nötigen Tore geschossen worden. Möglicherweise hätte sich dann sogar wieder einmal der Mythos der "Turniermannschaft" bewähren können. Jene Tore wurden freilich nicht erzielt und hier liegt natürlich die zentrale Ursache des Scheiterns bei dieser EM. Doch schon 2002 waren die spielerischen Mittel anerkanntermaßen bescheiden, ein Gegner von Spitzenformat – Brasilien - erwartete Deutschland erst im Finale und schließlich und endlich bot Deutschland seinerzeit mit Oliver Kahn einen absoluten Weltklassetorwart auf, dem das Weiterkommen im wesentlichen zu verdanken war - man erinnere sich nur an das nervenzehrende Spiel gegen die USA. Portugal ging nicht zuletzt deshalb schief, weil wichtige Leistungsträger wie Hamann, Frings, Schneider und Klose unerklärlicherweise deutlich unter ihrer Form blieben; weil Oliver Kahn seine alles überragende WM-Leistung nicht wiederholen konnte; und weil - last but not least - die Gegner von Anfang an von anderem Kaliber waren als 2002. Das ist alles in allem wenig erfreulich, doch macht es deutlich, dass von einem Einbruch wie 2000 nicht gesprochen werden kann; auch die Tatsache, dass neben Deutschland weitere, zumindest dem Namen nach große Mannschaften wie die spanische, italienische, englische oder französische entweder ebenfalls in der Vorrunde oder doch im Viertelfinale ausgeschieden sind - selbst Holland ist nur mit viel Glück ins Halbfinale vorgestoßen -, sollte davor bewahren, die aktuelle Lage der deutschen Nationalmannschaft zu düster zu sehen. Dass die Situation gleichwohl dramatisch anmutet, ist - neben der verständlichen Enttäuschung der Öffentlichkeit, die nach der WM 2002 doch mehr erwartet hatte - dem Rücktritt des allseits beliebten Teamchefs Rudi Völler geschuldet, der zum Symbol eines erfolgreichen Imagewandels der Nationalmannschaft von einer Rumpelfußtruppe zu einem Team, dem man bis hin zum WM-Sieg eigentlich jeden Erfolg zutraute, geworden war. Dieser Rücktritt, unmittelbar nach dem Ausscheiden vollzogen, löste eine Flut von Spekulationen und Diskussionen aus: War dieser Schritt vielleicht nicht ganz so freiwillig, wie von Völler dargestellt? War er – nicht zuletzt mit Blick auf das Turnier 2006 in Deutschland - angemessen? Wäre Völler nach dem EM-Aus tatsächlich – wie er sagt - nicht mehr glaubwürdig gewesen? Oder war dies nur vorgeschoben, hatte Völler in Wahrheit das Vertrauen in seine Mannschaft verloren, war er es leid, mit dem notorisch mangelnden Engagement und der fehlenden Spielfreude seiner Nationalspieler leben und sie anschließend vor der Kritik der Medien in Schutz nehmen zu müssen? Hatte er vielleicht sogar erkannt, dass er als Nicht-Fachmann - Völler hat keine Trainerausbildung - auf mittlere und lange Sicht aus seinen Spielern das Optimale doch nicht würde herausholen können? Tatsache ist jedenfalls, dass sich in das allgemeine Bedauern über Völlers Rücktritt jetzt schon die eine oder andere Stimme mischt, die diesem Rücktritt durchaus Positives abgewinnt und auf Defizite (z.B. taktischer Art) in der Arbeit des Trainerduos Völler/Skibbe hinweist.

Wie ernst diese Stimmen zu nehmen sind, wird man abwarten müssen - im Moment wird man der Einschätzung Völlers jedenfalls nicht widersprechen wollen, dass die Nationalmannschaft trotz der EM-Enttäuschung im wesentlichen intakt ist, ein kompletter Neuaufbau sich daher ebenso verbietet wie eine radikale Verjüngungskur. Das Team verfügt bereits über viele gute, junge Spieler, weitere wie Paul Freier, Tobias Rau oder Sebastian Deisler, die verletzungsbedingt in Portugal nicht dabei waren, gehören schon seit Jahren zum Kader. Wohl muss man sich eingehend Gedanken darüber machen, warum diese wie auch die älteren Akteure in der Regel im Nationaldress nicht die Leistungen bringen, die man von ihnen eigentlich erwarten kann. Diese Frage wird umso drängender angesichts der Tatsache, dass Deutschland in der Vorbereitung auf die WM 2006 als Gastgebernation keine Qualifikationsspiele absolvieren muss. Das überaus seltsame Kalkül der deutschen Nationalspieler, bei Freundschaftsspielen ruhig versagen zu dürfen, denn man werde, wenn es um etwas gehe, ja "eine ganz andere deutsche Mannschaft sehen" (Oliver Kahn), ist jedenfalls schon bei dieser EM gründlich danebengegangen - im Hinblick auf 2006 wird es zur Bedrohung für die Konkurrenzfähigkeit Deutschlands im Weltfußball. Der neue Nationalcoach wird daher nicht zuletzt an diesem Punkt ansetzen müssen, will er den hohen Erwartungen des deutschen Publikums, das für 2006 nichts Geringeres als - mindestens - die Finalteilnahme erwartet, gerecht werden. Dass der von Fachleuten wie Öffentlichkeit favorisierte Nachfolgekandidat Völlers, Ottmar Hitzfeld, der Ex-Trainer von Bayern München, das von ihm bekanntermaßen angestrebte Amt des Bundestrainers nun doch nicht übernehmen wird, lässt indes vermuten, dass das eigentliche Problem freilich auch in dieser erdrückenden Erwartungshaltung liegen könnte. Auch eine an ihrer Leistungsgrenze spielende deutsche Mannschaft wird nicht mehr automatisch zu den besten Mannschaften Europas, geschweige denn der Welt gehören - diese Erkenntnis hat das deutsche Publikum noch immer nicht verinnerlicht. Man ist versucht, hierin eine Parallele zur allgemeinen Lage Deutschlands seit 1990 zu sehen. Demnach hat sich wie auch in anderen Bereichen das Selbstbild der Deutschen noch nicht den neuen Realitäten angepasst - dass es die anderen und darunter sogar die vermeintlich Kleinen inzwischen mindestens genauso gut, wenn nicht sogar besser können.


Zum Abschluss unserer EM-Berichterstattung noch einige weitere Linkwinke:

Wer keine andere Möglichkeit als das Internet hat, um den Spielverläufen zu folgen, dürfte enttäuscht gewesen sein - Livestreams in Fernsehqualität werden noch immer nicht angeboten. Ersatzweise sei daher der Online-Ticker von yahoo empfohlen, der neben anderen nützlichen Features den Trick beherrscht, die Webseite automatisch zu aktualisieren; das klappt auch unter Linux. Eine gute Alternative, um auch vor dem Rechner nichts zu verpassen.

Seit dem WM-Triumph der deutschen Mannschaft von 1954, dem sogenannten "Wunder von Bern", in dem die westdeutsche Wirtschaftswundermentalität des "Wir sind wieder wer" ihr Symbol suchte und fand, ist es üblich, Beziehungen herzustellen zwischen Sport und Politik; das liegt auch jetzt mehr als nahe (s.o.). Als aktuelle Beispiele aus dem Internet sei hier auf die Aufsätze "Das Ausscheiden der Völler-Elf spiegelt die Situation des Landes" und "Das Ende der 'deutschen Tugenden'. Klaus Theweleit beschreibt 'Fußball als Realitätsmodell' - und was Völlers Ausscheiden und Schröders Politik miteinander zu tun haben" des Netzmagazins Telepolis verwiesen.

Und wer aus Enttäuschung über die wenig überzeugenden Auftritte der deutschen Spieler glaubt, sich die Begeisterung für den Fußball abgewöhnen zu müssen, möge doch einmal einen Blick auf die Fußballeuropameisterschaft der Roboter werfen - zumindest unter Motivationsproblemen dürften die Akteure nicht leiden.

(2.7.2004)

Erstes Update

Die deutsche Nationalmannschaft reist heute (9.6.2004) in ihr EM-Quartier nach Portugal, doch in welcher Verfassung? Und mit welchen Aussichten? Das letzte, desaströse Spiel gegen Ungarn (0:2) hat das zarte Pflänzchen der Zuversicht, das nach den Siegen gegen Malta (7:0) und gegen die Schweiz (2:0) zu keimen begonnen hatte, brutal schockgefrostet. Gegen die Ungarn stimmte einfach nichts: Die Abwehr mit Nowotny und Wörns völlig ueberfordert, das Mittelfeld mit Hamann und Ballack eine einzige Enttäuschung, der Sturm mit Klose und Bobic ein kompletterAusfall. Einzig Jungtalent Philipp Lahm und nach ihrer Einwechslung die newcomer Thomas Brdaric und Bastian Schweinsteiger ließen, wie es so schön heisst, Potential erkennen. Es muss freilich bedenklich stimmen, wenn unmittelbar vor dem Beginn einer Europameisterschaft die größte Gefahr für das gegnerische Tor von zwei international kaum geprüften Debütanten ausgeht. Auch vor dem Turnier in Portugal - immerhin der letzten großen Station vor der WM im eigenen Land - gilt es sich also in Demut zu üben. Dies umso mehr als anders als vor der letztlich doch erfolgreich absolvierten Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea schwierige Gegner bereits in der Vorrunde auf die deutsche Mannschaft warten, die sich gegen Holland und Tschechien aus der Affäre ziehen muss (ob auch der dritte Gruppengegner Lettland zu den "schwierigen Gegnern" zu zählen sein wird, wird sich zeigen - leider kann es nach den blamablen Vorstellungen gegen Ungarn und - nicht zu vergessen - zuvor gegen Rumänien [1:5] nicht mehr ausgeschlossen werden). Sollte sich die Katastrophe der EM 2000 wiederholen, als Deutschland schon nach der Vorrunde wieder abreisen musste?


Zur Einstimmung im folgenden weitere einschlägige Internetadressen:

Über die Zusammensetzung der deutschen Auswahl, die nach einem Rücktritt (Carsten Ramelow), Verletzungen (Christian Rahn, Paul Freier) und Nachnominierungen (Thomas Brdaric [Hannover 96], Lukas Podolski [1. FC Köln], Bastian Schweinsteiger [Bayern München]) Deutschland in Portugal vertreten wird, informiert zuverlässig die Seite des Deutschen Fußballbundes.

Umfangreiche Informationen zur EM stellt das Special der Süddeutschen Zeitung zur Verfügung. Mit treffenden Kommentaren und Analysen kann die von Enrico Barz betriebene Seite FUSSBALL-EM total aufwarten.

Die deutsche Version der Wikipedia glänzt ebenfalls mit einem ausführlichen Eintrag zur Euro 2004 - hier kann man während des Turniers sogar selbst Hand anlegen und die richtigen Ergebnisse eintragen. Außerdem wurde anläßlich der Europameisterschaft ein sogenannter Wiki-Reader "Portugal" im pdf-Format erstellt, den man sich kostenlos herunterladen kann.

Weniger dem aktuellen Ereignis verpflichtet, aber doch der Erforschung aller mit dem Fußball zusammenhängenden sozialen und kulturellen Phänomene gewidmet ist die Seite www.fussball-forschung.de.

Einen Überblick http://www.heise.de/newsticker/meldung/48143 über interessante Links zur Europameisterschaft gibt heise online.

(9.6.2004)



g-daf-es

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letzte Aktualisierung: 2. Juli 2004
actualizada: 2 de julio de 2004